Das dritte Gebot
Der Augenblick als das Fest des Glücks
Als von uns selbst ausgeschlossene Wesen stehen wir im eigenen Außen und können nicht hinein in das Innen unseres Selbstes. Als Zuschauer unseres Lebens sind unsere Möglichkeiten begrenzt, Leben wesentlich zu gestalten. Wir bauen an und um, kaufen dazu und sammeln geschäftig, bis der Tod uns aus den materiellen Zwängen, welche auf das Außer-Sich-Sein folgten, befreit. Der technisierte Wille hat sich selbstständig gemacht und west in sich ausbreitendem Unwesen.
Aus unserer Mitte gerissen, hetzten wir vom Jetzt zum Jetzt, erfahren aber keinen Augenblick. Das Band der Zerrissenheit wird gespannt zwischen den Pfeilern Vergangenheit und Zukunft, dazwischen hängen wir wie nasse Säcke, als wenn Gott sie aus Versehen vergessen hat.*
Die Sammlung im Denken, die Be- Sinn -lichkeit ist in einem solchen Grundzustand nicht leicht umzusetzen. Glück wird als etwas im Außen zu Findendes verstanden, deshalb ist der Weg in das Innen auch nicht einsichtig. Die Wahrheit als Möglichkeit der Freiheit ist nicht erwünscht, da empfundene Freiheit aus Brücken, gebaut aus materiellen Gütern, eingerissen werden müssten. Die Ungewissheit, was sich hinter, unter oder außerhalb des eigenen Außen befindet, verschreckt den letzten Rest Mut. Die Einsicht, dass nur durch das Einreißen dieser Brücken der Weg ins Innen wieder bahnen lässt, ist vom Willen nicht gewollt.
Der Augenblick als das Fest des Glücks wird vertagt zugunsten einer andauernden (lebenslänglichen) Beerdigung des Seins. Das Vergehen wird betrauert, Schokoweihnachtsmänner schon zu Ostern verkauft. Wir eilen der Zeit voran und überholen uns selbst, wenn wir es schaffen, dann sind wir gestorben, bevor wir zu leben begonnen haben.
*lustig, wie das Gehirn so davon galoppiert...
rahelrath - 26. Jul, 10:05
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