Samstag, 28. Mai 2005

Denken als Brücke vom Nichts zum Seienden II: Schöpfung aus sich heraus

Alles, was erscheint, ist auf bestimmte Weise geordnet. Jeden Moment wird neu geordnet. Die Möglichkeiten etwas neu zu ordnen, werden mit der Zeit eingeschränkt. Manchmal wird auch nur ‚umgeräumt’, in manchen Fällen Altes nur frisch angestrichen (hier ist zu empfehlen, noch etwas Deckfarbe hinzuzufügen, dann sieht man die Flecken nachher nicht so durchscheinen!).

Manchmal bedarf es eines Momentes völliger Unordnung, damit sich anschließend Dinge wieder neu ordnen können. Solche Momente werden auch als Umbrüche oder Sprünge bezeichnet. Manchmal sind Umordnungen, welche sich in kleinen Schritten vollziehen, schwieriger zu vollziehen als ein Umbruch. Die kleinen Schritte sind auf die bestehenden Strukturen angewiesen und können sich nur innerhalb ihrer bewegen.

Struktur ist der innere Aufbau einer Ordnung, es ist die Anordnung von etwas.

Beispiel: Vieles einzelne ist ungeordnet, steht in keiner Beziehung zueinander.
(Warum ist dies schwer bildlich darzustellen? Weil durch den Versuch der ‚unordentlichen’ Darstellung jeweils ja doch schon eine bestimmte Anordnung der Elemente geschaffen wird.)

1

(= Grundlage für alle folgenden Bilder!!)

Das Nachvollziehen können wird erleichtert, wenn man das Dargestellte abstrahierend auf sein eigenes Leben überträgt. Welcher Darstellung würde dein Leben entsprechen? Würdest du gerne „tauschen“?

2

Mit der Zeit werden Strukturen verfestigt. Das betrifft nicht nur unsere neuronalen Strukturen, sondern infolge dessen auch unser Verhalten und Handeln, Erleben und Fühlen, wenn nichts „Neues“ mehr hinzukommt. Dem Reduzieren von Möglichkeiten kann man nur (!) etwas entgegenhalten, wenn man Neues hervorbringt, also selbst in irgendeiner Form schöpferisch tätig ist.

3

In manchen Berufen ist dies aufgrund der Notwendigkeit von Routinen nicht leicht. Der Lehrerberuf birgt die Gefahr, dass sich, aufgrund des immer gleichen Stoffes (und der angeborenen Bequemlichkeit des Menschen), Routinen einschleichen. Diesen Wiederholungen kann man nur ausweichen, indem man sich immer wieder neue Wege sucht und sich das Anwenden des Alten verbietet.

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Vorträge, Theaterbesuche, Konzerte oder Ausstellungen wirken dann „erfolgreich“, wenn sie an unseren Strukturen „rütteln“ und uns selbst in irgendeiner Art und Weise (unabhängig vom Inhalt des Inputs) anregen, selbst tätig zu werden. Schaffen das diese Inputs nicht, so verbleiben sie im Außen und werden durch uns Untätige zu Äußerlichkeiten degradiert.


6

Die Struktur, also die innere Ordnung bestimmt auch, ob wir Menschen sympathisch finden oder wenig von ihnen erwarten. Alle schöpferischen Produkte eines Menschen weisen die gleiche Struktur auf. So zeigt zum Beispiel ein Text als Produkt eines Autors die gleiche Struktur auf, die den Autor bestimmt. Das ist ja das faszinierende an der Kunst: Dass wir einen Künstler an seinen Werken oftmals wiedererkennen können.

5

Die Struktur der geschaffenen Dinge sagt etwas aus über die Möglichkeiten, die zur Gestaltung von etwas zur Verfügung standen. Deshalb rückverweist die Struktur in den Bereich des Nichts, aus dem das Werdende durch das Schaffen kommt.

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wfschmid - 29. Mai, 09:16

Lebendige Darstellung

Originelle Ästhetisierung des Denkens: dadurch Wechsel zwischen Intuition und 'Logik'.

tobi-tobsucht - 29. Mai, 11:23

Hallo Rahel,

du bist echt gut. Hut ab! Ich hätte gern, dass du hier weitermachst, auch wenn du nicht mehr unter uns Studierenden weilst und anderen Dingen nachgehst (was ja auch sein muss, gell?)

Auch ja: Ich hatte Dienstag zwar was, aber das werd ich absagen ..;-)

Grüße
Tobi

rahelrath - 30. Mai, 13:57

Danke :-)

für die netten Kommentare!

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wfschmid - 13. Nov, 18:09
und mit soviel begeisterung:)
und mit soviel begeisterung:)
Imke-Hinrichsen - 11. Nov, 20:32
:-) Er macht das doch...
:-) Er macht das doch echt gut, irgendwie ist er so...
rahelrath - 11. Nov, 15:59

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