Volkmann Schluck Einfuehrung in das philosophische Denken

Montag, 25. Juli 2005

(Fortsetzung Vorwort)

„Schließlich steht die Philosophie in all diesen Aspekten unter dem Verdikt, für die Lösung der Aufgaben, die unsere Zeit uns stellt, völlig untauglich zu sein; denn im Zeitalter der industriellen Revolution, in welchem sich eine ganz neue Form menschlichen Zusammenlebens, die industrielle Massengesellschaft, zu bilden beginnt, muss das Leben auf die von den Wissenschaften festgestellten und von der Technik hergestellten Tatsachen gegründet werden. Die Philosophie aber ist Bestandteil eines überlieferten Bildungsideals, das schön längst hinter den Anforderungen zurückgeblieben ist, welche die moderne Arbeitswelt an uns stellt.
Diese Aspekte, die zudem auch noch mannigfache Verbindungen und Verschmelzungen eingehen, umschließen die Philosophie ringsum mit einer undurchdringlichen Zone, die jeden Eingang in sie versperrt. Deshalb muss eine Einführung in die Philosophie sogleich darauf bedacht sein, dass sie in einem Sprung über diese Zone hinweg- und in den Bereich der Philosophie hineinkommt. Denn als was die Philosophie sich auch darstellt und was sie in Wahrheit sein mag – eine Entscheidung über Wesen und Schein kann doch nur dort fallen, wo wir schon ein klares Wissen von dem erlangt haben, was die Philosophie wesentlich ist. Es sei aber schon hier darauf hingewiesen, dass sich an einer bestimmten Stelle der folgenden Erörterung die Frage nach der Existenzmöglichkeit der Philosophie im gegenwärtigen Zeitalter stellen wird, und zwar mit einer Schärfe, der gegenüber die Frage, ob die Philosophie noch ein Recht darauf habe, Bestandteil einer für die gegenwärtigen Lebensaufgaben fruchtbaren Bildungsidee zu sein, geradezu harmlos ausnimmt.
Die folgende Darstellung wird die Frage nach der Existenzmöglichkeit der Philosophie in unserem Zeitalter nicht mit dem Hinweis darauf abtun, dass die Philosophie es mit den ‚ewigen Problemen’ zu tun habe, deren ‚Ewigkeit’ der Philosophie ein endloses Leben verbürge; sie wird auch nicht die grundlose Behauptung aufstellen, Philosophie habe es immer gegeben und werde es deshalb auch immer geben. Im Gegenteil, sie wird gerade an der geschichtlichen Lage, in der wir uns befinden, und an den Aufgaben, die uns aus ihr erwachsen, erproben, ob und in welcher Weise die Philosophie jetzt und Zukunft noch sein kann. Es sei deshalb vorweg ausgesprochen, dass der hier vorgelegte Versuch vor allem auch zeigen möchte, inwiefern die Philosophie nur dann ihren gegenwärtigen Aufgaben gemäß sein kann, wenn sie in den Fragen Fuß zu fassen vermag, die durch Heideggers Denken aufgeworfen sind. Das heißt nicht, es werde hier die Meinung vertreten, Heideggers Philosophie sei das Ein und Alles in Gegenwart und Zukunft, vielmehr soll gezeigt werden, dass das Mitdenken mit Heideggers leitender Frage eine wesentliche Bedingung für die Möglichkeit ist, dass die Philosophie dem denkend gewachsen bleibt, was im gegenwärtigen Zeitalter in Wahrheit geschieht. Hier vor allem hängt das meiste davon ab, ob der Leser sich entschließt, den Weg, den die Einführung zu bahnen versucht, im freien Mitdenken mitzugehen. Tut er das nicht, sondern hält er sich statt dessen bloß an Titel, Formulierungen und Sätze, dann ist der Anschein unvermeidbar, als werde hier lediglich die ‚existentialontologische Richtung’ vertreten oder in welchen Rubriken man auch immer ein philosophisches Denken unterbringen mag, um es für das öffentliche Meinen in Schlagtiteln verfügbar zu machen. Auch dieses Verfahren gehört zu den die Philosophie verdeckenden Aspekten.“ (ebd. S. 8-9)

Samstag, 2. Juli 2005

Volkmann Schluck Teil 1

Einführung in das philosophische Denken
Von Karl-Heinz Volkmann-Schluck


Vittorio Klostermann Frankfurt am Main, Vierte Auflage 1989

In Teilen

„Vorwort
Dieses Buch ist in der Absicht geschrieben, zusammen mit denjenigen, denen an der Philosophie gelegen ist, einen Weg zu finden uns zu gehen, auf dem philosophische Grundfragen erblickt werden können. Ein solcher Versuch ist auf die Bereitwilligkeit des Lesers zum freien Mitdenken angewiesen.
Am Anfang unserer Erörterungen steht die Erkenntnis, dass das Wesen der Philosophie nur vom Philosophieren her erblickt werden kann.
Im Umkreis der modernen Kultur stellt sich die Philosophie in einer Mannigfaltigkeit von disparaten Aspekten dar: Sie erscheint einmal als lebens-. Und wirklichkeitsfernes Denken in den abstraktesten Begriffen, als ein Glasperlenspiel für Intellektuelle; zum anderen als ein unaufhörlich über den Abgründen des Lebens brütender Tiefsinn, sich äußernd in einem orakelhaften Geraune, das, wenn überhaupt, nur dem Eingeweihten verständlich ist, das sich jedoch dem Anspruch auf verbindliche und allgemeingültige Erkenntnis entzieht. Die Philosophie bietet sich ferner als eine Vielzahl von Lehren verschiedener Philosophen dar und scheint uns dazu einzuladen, uns einen bestimmten Philosophen auszusuchen, mit dessen Lehren wir der eigenen Welt- und Lebensansichtein erhöhtes Ansehen geben können. Die Frage, die man die Philosophie richtet, ist dann diese: Welchen Philosophen suche ich mir aus? Welche Philosophie stimmt am meisten mit meiner eigenen Lebensauffassung überein? Die Philosophie scheint da einem Bedürfnis entgegenzukommen, mit dem dasjenige Bürgertum behaftet ist, das die Materialisierung und Ökonomisierung aller Lebensbezüge rücksichtslos betreibt und das doch nicht ganz auf eine erhöhte Selbstdarstellung im ‚idealistischen Streben nach dem Höheren’ verzichten möchte. Die Philosophie kann aber auch daraufhin abgeschätzt werden, ob und inwieweit sie weltanschaulich ausgebeutet werden kann, ob und inwieweit sie als Rezept für die Legitimation von Machtansprüchen auf die politische und kulturelle Gestaltung des Lebens brauchbar ist.“ S. 7/8

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wfschmid - 13. Nov, 18:09
und mit soviel begeisterung:)
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Imke-Hinrichsen - 11. Nov, 20:32
:-) Er macht das doch...
:-) Er macht das doch echt gut, irgendwie ist er so...
rahelrath - 11. Nov, 15:59

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