Das fünfte Gebot Teil 1
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Teil 1: Sterben
„Die Philosophie ist eine Übung im Sterben. Diese Wesenbestimmung der Philosophie erwächst aus dem Philosophieren selbst, dessen Grundakt in dem Unterscheiden zwischen dem besteht, was die Sinne zeigen, und dem nichtsinnlichen Wesen der Dinge. [...] (Volkmann-Schluck, S. 21, f. ebd; siehe auch Menü)
In einer grundlegenden Vorerörterung zu diesem Beweis [Unsterblichkeitsbeweis, Anm. d. V.] stellt Plato die Frage: Von welcher Wesensart muss das sein, was vergehen kann? Und wie muss solches beschaffen sein, das vom Vergehen nicht überkommen werden kann. Die Antwort ist einfach: Vergehen kann nur solches, was seinem Sein nach die Struktur des Beisammen von etwas mit etwas hat. Denn dieses kann auseinandergehen und vergehen.(S. 22) [...] So stellt sich das Seiende in zwei Wesensanblicken dar: als das Sichtbare und als das Unsinnliche. Das eine und selbe Seiende ist gleichsam zweimal anwesend: als dieses und jenes einzelne ist es sinnenfällig, vielfältig, wandelbar, vergänglich: als das Was-es-ist ist es unsinnlich, einfach, immer sich gleichbleibend, unvergänglich. Mit dieser von der Philosophie immer beibehaltenen Unterscheidung ist ihr die Aufgabe gestellt, diese beiden Weisen von Anwesenheit sowie ihre Herkunft und die Art ihrer Zusammengehörigkeit zu begreifen [...] (S.23)
Sich dem Unwandelbaren erkennend zuwendend nimmt die Seele [des Menschen, Anm. d. V.] dessen Wesen an und gewinnt inmitten des Kommenden und Gehenden die feste Haltung des Sichgleichbleibens. [...] Nun ist das Immer-Seiende das Göttliche. [...] Für die Seele sind das Unsterbliche und das Sterbliche Grundmöglichkeiten des Sichverhaltens, da die Seele die Wesensart dessen annimmt, wozu sie sich jeweils erkennend verhält. Jetzt kann die Frage entschieden werden, wem die Seele mehr zugeartet ist, dem Sterblichen oder dem Unsterbliche: Je mehr die Seele sich dem Unsterblichen zuwendet, um so mehr trennt sie sich vom Leib, um so mehr ist sie für sich. Der Aufenthalt beim Immer-Seienden lässt sie in ihr reines, mit dem Leiblichen ungemischtes Wesen gelangen. (24) [...]
Das Streben nach Wesenserkenntnis lässt die Seele die Wesensart des Sichgleichbleibenden abnehmen.. Das Streben nach Wesenserkenntnis ist eine Angleichung an das Göttliche. Diese Bestimmung der Philosophie sagt im Grunde dasselbe wie die andere, wonach sie ein Streben nach dem Tode sei. Aber beide Bestimmungen sprechen nur zu dem, der selbst philosophiert. Dem Nichtphilosophierenden bleibt ihr Sinn verborgen.“ (S. 25)
rahelrath - 29. Jul, 15:24
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