Donnerstag, 16. Juni 2005

Fragen und Antworten zu „Vom Problem, sich einzurichten“

(Kursiv: „anywhere“)
(Ich halte nicht allzu viel von Nicknames... Aber das liegt viell. an mangelnder Phantasie...), siehe auch: Link: Mathematikos, Philosophieforum

Zitat: ´'
Die junge Generation heute ist brav. Zumindest recht oder zie(h)mlich brav.
Mussten und konnten, ja geradezu durften ‚früher’ andere noch für bestimmte Rechte und Freiheiten kämpfen, so muss heute überlegt und geplant werden, was mit der vorhandenen Freiheit (und Freizeit) anzufangen ist.
Erkennst du das als Fortschritt oder soll das ein Nachteil sein?
Anders als in vergangenen Jahrzehnten wird heute eher schon wieder von dem Aufgebauten abgebaut: Hartz 4, Studiengebühren, Zeitarbeitssklaverei etc. Das zuvor Erreichte gleitet uns nun aus den Fingern.
Das würde heissen, die Jugend ist einer benachteiligteren Gegenwart ausgesetzt als wir es (Du - Ich) waren?

Wir aber sind nicht mehr erkennend vor die Umstände gestellt, die wir verändern könnten oder wollten, sondern wir sind mittendrin im Bergab. Da wir das Kämpfen nicht gelernt haben, weil wir nie mussten, wissen wir nun nicht, was tun!

Wer sagt, dass wir nicht in der Lage sind zu erkennen und zu verändern? Der Wille ist der Weg auch im Bergab! Kämpfen - wofür? Wer hat es nicht gelernt? Kämpfen um zu wissen was zu tun ist? Kämpfen war noch nie eine Lösung höchstens Mittel zum Zweck!?

Die heutige Zeit ist gekennzeichnet von einem „Es ist“, „so ist es (halt)“. Alles, was ist, wird als so Bestehendes hingenommen und man versucht sich darin einzurichten*.

Das ist eine Pauschalierung - wenn du dazu ein Beispiel anführen könntest?

Und damit wird der momentane Umgang des Menschen mit der ‚gesellschaftlichen Umgebung’ zu einer philosophischen Frage

Diese philosophische Frage wurde, so meine ich, noch nie geklärt?
*Schade, dass ich die Sendung nicht gesehen habe

Leibniz meint die Monade geht mit der Zukunft schwanger und beinhaltet die Vergangenheit - wo liegen die Ziele der Jugendlichen?
Nicht im Ausleben der Langeweile, denn die rosaroten Wolken der Morgenröte sind längst einer Gewitterstimmung gewichen, und es scheint vielmehr Ziel zu sein die eigenen Schäfchen ins Trockene zu retten um ein Überleben zu sichern und darin aufzugehen.
In einer sich entwickelten Konsumgesellschaft deren Kapitalismus bereits wieder abbrökelt ist es wesentlich schwieriger ein gestecktes Ziel zu erreichen, weil es gilt vorhandene Werte zu verteidigen, als in einer Zeit, in der es nichts zu verlieren gab und die Freiheit der Werte wie z.b. Liebe propagiert wurde.
Wir leben in einer Zeit, in der alles erlaubt zu sein scheint, und doch die Vereinsamung der Menschen die ihren Ausgleich in Fetischen (z.B. Konsumgütern,Sport, gesellsch.Stellung...)suchen, noch nie so groß war.
Das Denken hat möglicherweise festgefahrene Bahnen die genützt werden die gesellschaftl.Stellung zu nützen und auszubauen, aber nicht bei der Jugend, die zu tun hat ein Studium in möglichst kurzer Zeit so gut wie möglich abzuschließen, denn die Anstellungsplätze sind dünn gesät.
Klar ist, dass die Qualität des Erlernten darunter leidet.

LG



Antworten...

Zu: "Fortschritt oder Nachteil" und zur 'Pauschalisierung':


Ich habe mich mit dem „Einrichten in der bestehenden Welt“ auf die Sendung zu Sartre und die Aussagen über ihn und die heutige junge Generation bezogen. Ansonsten habe ich hierüber natürlich keine eigenen empirischen Erhebungen vorliegen, sondern kann nur auf meine Erfahrungen und Beobachtungen in Bezug auf Studierende zurückgreifen. Ja, ich empfinde es als Nachteil, wenn die Menschen, welche später Kinder erziehen und bilden sollen, selbst sehr unkritisch und brav sind und nicht die Möglichkeit sehen, dass die Dinge auch anders sein könnten. (Es gibt sicher Statistiken, wie viele Studierende an z. B. unserer Universität politisch engagiert – oder an Hochschulpolitik im weitesten Sinne interessiert sind. Das ergibt sich aus den jeweiligen Wahlbeteiligungen und der Mitgliedschaft in Gremien... Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie mau es ist.)
Es besteht ein großes Bedürfnis nach einer Verschulung der Universität. Wahlfreiheit von Veranstaltungen etc. wird negativ bewertet, Stundenpläne aufgrund der besseren Orientierung gefordert, Auswendiglernen wird dem „Prüfungsgespräch“ vorgezogen. Die freiwillige, selbstständige Auseinandersetzung mit selbst bestimmten Themen ist nicht zu erkennen. (Beispiel: Die Webloggestaltungen zu Veranstaltungen endete auf den Tag genau mit Semesterende, Ausnahmen bestätigen die Regel!, Quelle: Buero.twoday.net) Dies sind ja nur ein paar Beispiele für die Symptome.
Deutlich wird (u. a. auch durch die Aussagen der Jugendlichen zum Tod des Papstes J.) dass Werte hoch angesehen sind: Werte, die Orientierung bieten und Menschen, die diese Werte rigoros vertreten. Dadurch wird dem: „Wir leben in einer Zeit, in der alles erlaubt zu sein scheint“ (Zitat: anywhere) etwas entgegen gehalten.
Das kann Vorteile haben, birgt natürlich auch Gefahren.

Zu: Sind wir in der Lage zu erkennen?

Natürlich! Nur: Die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Wahrnehmen und Denken wirklich und wahrhaftig auseinander zu setzen, ist gering (Verweis zu: „La tortura“ (2) Vergegenwärtigung der Ausgangssituation .
Es besteht meiner Meinung nach eine seit Jahren fortlaufende Negativspirale. Wir verstehen unsere eigene Sprache nicht – nach Heidegger aber ist die Sprache das Haus des Seins. Wir verwenden Begriffe oberflächlich, werfen damit um uns und können doch die wenigsten erklären (auch hierfür könnte ich Beispiele anführen, wenn Bedarf bestünde J.
Die wesentlichen Fragen werden nicht gestellt; es kann durchaus passieren, dass an unserer Universität – und das wird woanders genau so sein – jemand nach Jahren die Prüfung macht und besteht, ohne sich jemals die Frage nach dem Weshalb (Frage nach dem Grund) gestellt zu haben (oder dass sie ihm gestellt wurde). So kann aber auch dann die Sinnfrage nicht beantwortet werden (‚Wofür?’ als Komplement).

Zum Begriff „Kämpfen“:

Kämpfen ist ein starkes Wort, ein anderer Begriff für das, was ich darunter verstehe, wäre ‚Widerstand’. Eine Möglichkeit Widerstand umzusetzen ist Satyagraha, wie ihn Mahatma Gandhi begründet und gelebt hat.

[Satyagraha: „Festhalten an der Wahrheit“, Satya (Wahrheit) = Grundfelsen der Welt: „das, was ist“ – Wahrheit kann als „das, was ist“ niemals vernichtet werden]

Der Widerstand beinhaltet nicht nur die Aktionen, sondern vor allem auch die Voraussetzung dafür. Gandhi hat dies durch Askese erreicht, die ihn von materiellen Begierden befreit hat. Widerstehen bedeutet nicht still-stehen, sondern „im Fluss bleiben“, sich nicht von den äußeren Dingen ablenken lassen. Ziel (in Bezug auf diese Diskussion hier) könnte ein Satz wie folgender sein: „Ich widerstehe meiner eigenen Veräußerung“.
In diesem Sinne ist Widerstand Mittel zum Zweck, aber zugleich auch der Zweck schon selbst.

Zu: Diese Frage („ist alles, wie es ist?“) wurde noch nie geklärt...

Aber: Sie muss immer wieder gestellt werden!
Die Welt als Fertighaus zu betrachten, birgt die Gefahr, dass man selbst nicht mehr gestaltend aktiv wird. Manche ziehen in das Haus des Seins wie in ein möbliertes Fertighaus ein, ohne jemals den Fragen nach dem Sein zu begegnen.

dscf0090

Die Philosophie stellt diese Frage, aber die Philosophie wird nicht „besucht“. Das Seiende (Vorliegende) wird als das Wahre betrachtet und damit ist jede weitere Frage verhindert. Philosophie als Pflicht? Ich weiß nicht, ob dies eine Alternative/Lösung wäre...

Zu: Vergangenheit und Zukunft in eins
Da wir nicht im Augenblick leben, sondern Zukunft als Termine gestalten – geleitet von den Erfahrungen (Vergangenheit), die unsere Wahrnehmungen zu bloßen Projektionen verunstalten, sind wir veräußert und von uns selbst immer mehr entfernt. Wir erleben den Fluss des Werdens nicht bewusst, da wir den Augenblick nicht kennen. So gibt es nur Vergangenheit UND Zukunft, ohne dass wir diese als „Jetzt“ erfahren.

Glück erleben ist nur möglich, wenn man im Augenblick lebt. Das Wort „Glück“ aber ist zum Beispiel in den Lehrplänen (und alle müssen durch die zahlreichen Verwahranstalten) nicht als Ziel von Bildung zu finden.

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schön
dieses Bild......
wfschmid - 13. Nov, 18:09
und mit soviel begeisterung:)
und mit soviel begeisterung:)
Imke-Hinrichsen - 11. Nov, 20:32
:-) Er macht das doch...
:-) Er macht das doch echt gut, irgendwie ist er so...
rahelrath - 11. Nov, 15:59

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