Samstag, 11. Juni 2005

Vom Problem, sich einzurichten

Die junge Generation heute ist brav. Zumindest recht oder zie(h)mlich brav.
Mussten und konnten, ja geradezu durften ‚früher’ andere noch für bestimmte Rechte und Freiheiten kämpfen, so muss heute überlegt und geplant werden, was mit der vorhandenen Freiheit (und Freizeit) anzufangen ist.
Anders als in vergangenen Jahrzehnten wird heute eher schon wieder von dem Aufgebauten abgebaut: Hartz 4, Studiengebühren, Zeitarbeitssklaverei etc. Das zuvor Erreichte gleitet uns nun aus den Fingern.

Wir aber sind nicht mehr erkennend vor die Umstände gestellt, die wir verändern könnten oder wollten, sondern wir sind mittendrin im Bergab. Da wir das Kämpfen nicht gelernt haben, weil wir nie mussten, wissen wir nun nicht, was tun!

Die heutige Zeit ist gekennzeichnet von einem „Es ist“, „so ist es (halt)“. Alles, was ist, wird als so Bestehendes hingenommen und man versucht sich darin einzurichten*. Und damit wird der momentane Umgang des Menschen mit der ‚gesellschaftlichen Umgebung’ zu einer philosophischen Frage.

* Leider habe ich von der Sendung auf arte (Siehe unter SONSTiges) nur einen kleinen Teil mitgenommen, ich beziehe mich hier inhaltlich auf einen französischen Philosophen, der zu Sartre interviewt wurde.

Der brave, nicht im Widerstand geübte, weil nicht auf ihn angewiesene, heutige Mensch sieht und nimmt die Welt so, wie sie ihm geboten wird. Er zweifelt nicht daran, dass sie so richtig ist bzw. denkt er nicht, dass sie anders sein könnte. Da er nicht erfahren hat, eigene Veränderungen erfolgreich durchzusetzen, fehlt ihm die Vorstellungskraft für solche Wege. Überhaupt mangelt es an Kritik, welche Voraussetzung ist für das Sehen von Möglichkeiten.

„Konfuzius ist der Auffassung, dass in der Geschichte der Menschheit alle Weisheit verborgen ist. Sie zu entbergen beschleunigt das Fortschreiten auf dem eigenen Weg. Er warnt aber davor, überkommene Werte einfach zu übernehmen. Es bedarf immer wieder der Prüfung ihrer Tragfähigkeit für die Gegenwart. Überkommene Werte können durch egoistische Interessen ihrer Lehrer oder durch Machtgehabe verfälscht sein.“ W. Schmid, Begriffskalender v. 10.6.05

Der in diese bestehende gesetzte und diese bestehende Welt als einzige betrachtende Mensch richtet sich also in ihr ein. Auf sich selbst bezogen, sucht er einen guten Platz für sich (Individualismus), da er schon merkt, dass es immer mehr Eisschollen gibt (Globalisierung; Kapitalismus, der sich wie ein Alien überall selbst gebärend vermehrt). Statt zu verändern oder Möglichkeiten ernsthaft zu denken, flüchtet er. Er flüchtet in eine Welt zurück, die er als „sie ist“ erfährt, was natürlich ein Trugschluss ist. Das Selber-Denken ist zu einer Etikette verkommen, es ist im besten Fall „schick“. Am liebsten werden Modelle an- und übernommen, die dann gewissenhaft auswendig gelernt werden; Kritik besteht dann darin, das, was nicht in ein Schema passt, als „Nicht passend“ zu identifizieren.

„In seinem philosophischen Hauptwerk L’être et le néant. Essai d’ontologie phénoménologique (Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie), das das menschliche Bewusstsein als „Identität von Erscheinung und Existenz“ begreift, definierte Sartre die Schaffung eines eigenen Wertekosmos ohne Rücksicht auf Autoritäten, gesellschaftliche Normen oder religiöse bzw. moralische Konventionen als Hauptaufgabe des Seins. Zu diesem Entwurf der eigenen Existenz sei der Mensch, so der Philosoph, ebenso wie „zur Freiheit verdammt“. (Encarta) mehr ->sartre-encarta (doc, 44 KB)

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