Mittwoch, 1. Juni 2005

Zitat zu Aristoteles

(... zur Vorlesung von Wolfgang Schmid am 31.5.)

„Der eigentliche Anlaß zum Widerspruch gegen Platon war für Aristoteles die Platonische Ideenlehre. Er betrachtete sie als eine durchaus willkürliche Konzeption, zu der weder die Tatsachen der Erfahrung noch das über diese hinausgeführte Denken Veranlassung haben. So wenig wie die Idee selbst Gegenstand der Erkenntnis werden kann, so Aristoteles, kann sie als selbstständiges Objekt angesehen werden. Insbesondere wird durch sie keine genügende Erklärung für die sich unseren Sinnen darstellende objektive Außenwelt gegeben. Wenn ferner die Erkenntnis der Begriffe immer an die Erkenntnis stofflicher Gegenstände gebunden ist, so muss auch in der Wirklichkeit das dem Begriff entsprechende Objekt mit der Existenz des Gegenstandes zusammenhängen. Die Ideen dürfen daher nicht als außerhalb der Dinge existierend gedacht, sondern müssen in den Dingen selbst angenommen werde; ohne sie würde es gar keine Dinge geben. Sie sind dasjenige, was die Dinge erst in Erscheinung ruft, was ihnen die Form gibt. Die Ideen führen ferner kein ruhendes Dasein in einem Jenseits, sondern sind in dieser Welt tätige Kräfte, formende Prinzipien. Aristoteles ersetzt daher den Ausdruck Idee durch den Begriff ‚Form’[...].
Die Form eines Dinges ist nicht bloß seine äußere Gestalt, sondern sie ist der allgemeine Begriff der Gattung, zu welcher das betr. Dinge gehört. Daher kann man von jedem Einzelding aus zum Begriff einer Gattung gelangen. Dieser Gattungsbegriff ist nicht wirkungslos, sondern er ist die jedem einzelnen Ding immanente, es treibende, den Stoff bewegende Kraft durch welche seine äußere Gestalt erzeugt wurde. Die Form ist daher auch die Ursache des Körpers. Aber noch mehr: Mit der äußeren Gestalt eines Dinges ist zugleich die Art seiner Verrichtung, d.h. seine Bestimmung und damit sein Zweck gegeben. Der Zweck eines Dinges macht erst sein eigentliches Wesen oder seine innere, geistige Form aus, so dass hier der Begriff Form insbesondere in dem Sinne von Zweck gebraucht wird.
Diese Bedeutung des Begriffes Form ist seine höchste. Denn als Zweck ist die Form das ursprünglichste, treibende Prinzip. Sich selbst (den Zweck des Dings) zu verwirklichen, wurde die Form zur bewegenden Ursache, durch welche die Gestalt hervorgebracht wurde. Unsere Erkenntnis der Dinge beschreibt demnach den entgegengesetzten Weg wie die eigene Entwicklung der Dinge. Denn die äußere Gestalt ist für unsere Erkenntnis das erste. Von hier aus gelangen wir zur Einsicht in die Ursache, und daraus wird uns zuletzt der Zweck bewusst.“ Friedlein: Geschichte der Philosophie, Berlin 1992, S. 57

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