Dienstag, 24. Mai 2005

Denken als Brücke vom Nichts zum Seienden I

Versuch, das Sein als Werden zu denken, ohne es zugleich nur als Sein des Seienden zu denken, insofern dieses ist.

Ist Denken mehr als ein elektro-chemischer, also naturwissenschaftlich begründbarer Prozess (und von einigen Wissenschaftlern auch als deterministischer, vorherbestimmter Prozess betrachtet)? Wenn wir sterben, dann sterben auch unsere Ideen, Gedanken, in Bildern und Gefühlen gespeicherten Erinnerungen. Dann ist nichts mehr.
Doch aus dem Nichts sind einst auch die Ideen zu uns gekommen. Dieser Bereich, in dem Gedanken entstehen, ist der Bereich der unzählbaren Möglichkeiten, die Wirklichkeit werden könnten.

Was sagt uns das in Bezug auf die Frage, ob Denken mehr ist als ein nachprüfbarer Prozess? Das sagt uns nicht nur, dass Neurowissenschaftler, die sich mit den Seinsfragen gar nicht auskennen, auf eine ganz bestimmte Ebene beschränkt bleiben, sondern auch, dass wir durch das Denken eine Beziehung haben zu dem Bereich der Möglichkeiten. Durch das Denken können (!) wir Kontakt haben zu dem Nichts, aus dem Gedanken (lebende Bilder) herkommen können. (Was die Neurowissenschaften untersuchen, wurde vorher auch schon gedacht, sonst ist der Gegenstand gar nicht untersuchbar.)

Je leichter es uns fällt, mit Bildern zu spielen, neue Bilder entstehen zu lassen, desto sicherer können wir uns auf dieser Brücke bewegen und das Nichts schauen.
Was ist das, was die Brücke aus dem Nichts zu dieser Brücke macht? Aus dem Nichts führt nur ein Weg, wenn etwas wird: das Sein. Denn bevor etwas wirklich (seiend) wird, muss es erst mal von dort kommen. Das Sein ist das aus dem Nichts Kommende, welches dann erst seiend sein kann. (Erinnerung: das Wesen des Werdens ist das Sein.)

Kommend verdichtet sich Nichts zu Sein, welches durch weitere Verdichtung zu Seiendem wird, bis sich dieses nicht mehr verdichten kann und wieder löst. Wie kann dies nun geistig geschehen? Das Denken spielt mit den wirklichen Möglichkeiten, die im Bereich des Nichts wohnen und durch Entstehen der Bilder und Worte entstehen Gedanken, die in der Wirklichkeit wohnen.

denkenbrcke24.5

Das Denken als Gründendes dessen, was (kommend) entsteht, wird so als das Sein des Seienden gedacht. Damit wird es nicht als (nur) das Sein bedacht, das Seiendes als Seiendes bestimmt, sondern auch als Sein selbst. Wenn man vom Nichts her hin zum Seienden denkt, vermindert man die Gefahr, dass das Sein nur als das Seiende Bestimmende gedacht wird.

Denken ist die Brücke vom Nichts. Denken ist Sein, weil es werden lässt.


Fortsetzung II: Gedanken zu dem „Denken als Vollbringen, als Wesen des Werdens“

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