Donnerstag, 7. April 2005

Worte und Schwingungen

Worte sind Ausdruck von (neuronaler) Bewegung und sie wirken wiederum bewegend. Deshalb liegt es nahe, eine Untersuchung von Sprache mindestens auch in einem System durchzuführen, das Bewegungen analysiert.

Bei direkter Kommunikation können wir Worte eines Senders mit Hilfe der lautlichen Betonung und der Körpersprache interpretieren. Akustische Schwingungen werden über die gesprochene Sprache übermittelt. Jeder Mensch sagt zum Beispiel das Wort „Liebe“ mit unterschiedlicher ‚akustischer’ Schwingung, was nicht nur von seinen ‚Absichten’ abhängt.

„Die Klangfarbe ist der Charakter eines Tons. Sie bewirkt z.B., dass eine Flöte und ein Klavier unterschiedlich klingen, selbst wenn sie dieselbe Note spielen. Die meisten Klänge, die wir hören, sind eine komplexe Zusammensetzung unterschiedlicher Frequenzen und Intensitäten.“
http://www.bernafon.ch/eprise/main/Bernafon/com_de/SEC_AboutHearing/SoundAndHearing/CNT02_Timbre 3.1.05

Der unmittelbare Kontakt überträgt aber zusätzlich besondere Schwingungen, die nicht unbedingt bewusst erfasst werden, welche aber eine starke Wirkung auf die Stimmung des Empfängers haben können. Diese Stimmung reflektiert dann natürlich wiederum auch auf den Sender. (In einer Vorlesung können diese Schwingungen auch nur durch die Zuhörerschaft ausgelöst und untereinander weitergeleitet werden. Man denke auch die Lachkrämpfe während der Pflichtgottesdienste in der Konfirmandenzeit, usw.)
Diese Schwingungen sind auch nicht so leicht messbar, wie es zum Beispiel bei der akustischen Schwingung der Fall ist.

„Ein Gespräch lässt Informationen fließen, während Energien ausgetaucht werden, Wir verfügen über Erfahrungen darüber, dass Gespräche mit Menschen uns kräftigen bzw. verunsichern oder auch entkräften bzw. niedergeschlagen machen können. Wir können durch Kommunikation aufgeladen, aber auch völlig entladen werden. Kommunikation ist nicht einfach Austausch von Information, nicht nur bloßes Mitteilen, sondern im wesentlichen immer auch Erfahrung von Sein. Das Gespräch entwickelt in uns innovative Kräfte oder baut diese ab, es erzeugt Daseins-Energie oder reduziert diese. Jedes Gespräch enthält die Chance, eine Quelle der Kraft zu sein, die unsere körperliche, seelische und geistige Gesundheit fördert. Diese Quelle kann aber auch vergiftet werden und uns schaden. Kommunikation hat eine bioenergetische Funktion.“ W. Schmid: basic instinct, S. 79

Um sich dem zu nähern, was da unbewusst abläuft, ist es sinnvoll, eine Bestimmung von “Schwingung” vorzunehmen. Was ist also „Schwingung“?

Schwingung ist Energie und Information

Dieses, die „Schwingung“ bestimmende Wesentliche erinnert an die Urmonade, die als Einheit von Energie und Information bestimmt ist. „Urgrund des Seins und Werdens ist nun aber nicht der Punkt, sondern eine Urmonade, der durch die Eigenschaft der Einheit von Information und Energie alle Kräfte zukommen. Aus reiner Information entsteht Sein, das aus sich – rein denkend - ständig Seiendes erzeugt und so neue gestalterische Möglichkeiten hervorbringt. Weil dies analog für die reine Energie zutrifft, entwickeln sich Möglichkeiten durch das Werden zu Substanzen, die wiederum in den verschiedensten Formen zum Vorschein gelangen. Die Entwicklung von Phänomenen unterliegt zufälligen, spielerischen reinen Bewegungen.“ W. Schmid, S. 108

Wenn wir feststellen, dass während einer Begegnung auch Schwingungen miteinander ‚kommunizieren’, dann lässt sich ableiten, dass die oben beschriebene energetische Funktion eines Gespräches durch diese Schwingungen dann erfüllt wird, wenn durch sie „Neues“ entsteht. Wenn also durch das Wirken der Information auf die Energie („In-Form-bringen“ – siehe auch dazu mein Text „Information“) etwas ins Werden gelangt, also Seiendes erzeugt wird, dann hat die Schwingung „aufgeladen“. Dieser Prozess lässt sich mit verschiedenen Worten beschreiben: „Etwas aus sich herausbringen“, „etwas (er)schaffen“ oder „ins Werk setzen“.
Diese „unsichtbaren“ Schwingungen sind bezogen auf die Kommunikation vor allem dann hilfreich, wenn einem „die Worte fehlen“. Schwingungen antworten auch dann, wenn man ‚sprachlos’ ist. (Sie selbst sind meines Erachtens aber auch wiederum nur schwer sprachlich zu fassen.)

Nicht nur die zwischenmenschliche Kommunikation kann hier gemeint sein, sondern auch die „interhemisphärische“, dieses kann auch als Denken beschrieben werden. Denken ist immer ein „innerer Dialog“, dessen Erfolg man daran erkennt, ob man sich anschließend aufgeladen fühlt.

Wie in einem direkten Gespräch können Betonung, Gestik und Mimik und die „Schwingung“ in einem Text so nicht übermittelt werden. Rhetorische Mittel (Mittel!) stellen zwar einen Spielraum zur Verfügung, innerhalb dessen Grenzen der Autor bewusst vergleichbare Stimmungen beim Leser wecken kann, jedoch ist die Eindeutigkeit und die Anzahl der verfügbaren Mittel eingeschränkt. Schwingungen werden im Text im Gegensatz zu dem direkten Kontakt mittelbar übertragen. Sie sind zunächst nur intuitiv zu erfassen und können durch eine geeignete Analyse „sichtbar“ gemacht werden und damit mit anderen Schwingungen verglichen werden.

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rahelrath - 11. Nov, 15:59

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